Die Feuerwehr und die Sanitäter helfen bei dramatischen Rettungsaktionen. Ein Sportverein feiert stolz seine Meisterschaften, ein Gesangverein erinnert sich an gelungene Konzertveranstaltungen und wir - die Wasserleitung - wie der WBV in Albertshofen genannt wird, – wir berichten über eine ganz besondere Wasserversorgung, eine wichtige Wirtschaftsgrundlage von alteingesessenen Familienbetrieben, Gärtnern und natürlich über die Verantwortung gegenüber allen Einwohnern von Albertshofen.
Vor knapp 90 Jahren im Jahre 1930 war die Geburtsstunde des Wasser-beschaffungsverbandes. Die Zeit war stark geprägt durch den aufkeimenden Nationalsozialismus. Doch in Albertshofen war davon nicht viel zu spüren. Bei uns wurde gschafft und wenig politisiert. Als Ortsgeistlicher wirkte Pfarrer Lohse und Bürgermeister war Johann Georg Höhn. (Das war der Großvater von unserem heute geehrten Siebener Hermann Höhn). Der Wunsch nach einer eigenen Wasserleitung war aber schon viel früher vorhanden und geht weit zurück bis in die 1890er Jahre.
Ich hatte in den letzten Jahren die Gelegenheit alte Aufzeichnungen, richtige Familienchroniken von alteingesessenen Albertshöfern lesen zu dürfen. Diese Erinnerungen gehen über viele Generationen zum Teil über 200 Jahre zurück.
Dabei sind neben den rein persönlichen freudigen und traurigen Ereignissen, immer die Angst um die berufliche Existenz, die große Not bei versiegenden Brunnen, die Sorge bei überlaufenden Brunnen und das große Leid nach einem Hochwasser nachzulesen. Und fast immer der große Wunsch nach einer Wasserversorgung für Haus und Flur.
Ich möchte deshalb in Auszügen aus diesen Chroniken berichten und begleitend dazu, (gewissermaßen als roten Faden meiner Rede) aus einem typischen fiktiven Lebenslauf eines Albertshöfers erzählen.
Ich nenne ihn stellvertretend für alle Albertshöfer: den „Albert Hofer“. Er könnte der Großvater von vielen hier anwesenden Personen gewesen sein. Übrigens: diesen Namen Albert Hofer hat auch der bekannte Dichterpfarrer Friedrich Hiller als Synonym für einige seiner Werke benutzt, ebenso hat seit ein paar Jahren die Gartenbauzentrale den Albert in ihrem Logo.
A.H. wird um 1880 geboren. Eingetragen im Kirchenbuch als Sohn eines Häckers wächst er in einer Winzerfamilie mit kleiner Landwirtschaft und einigen Obstbaumkulturen auf. Gemüse kann durch den notwendigen Wasserbedarf nur im Hausgarten und an den Maingärten angebaut werden. Der größte Gärtner hatte damals gerade 20 Mistbeetfenster. Ein bescheidenes Zusatzeinkommen wird durch den Verkauf von Brennholz erzielt. Meine Großmutter hat mir oft genug erzählt, dass sie sofort nach der Schule Tannagäss sammeln musste. Kleine Anmerkung meinerseits, was aber nicht als Kritik verstanden werden soll : Die Tannagäss, auch Höpperli genannt sind ebenso ein Namensgeber für uns „Höpper“, wie die vielen Gäßböck denen man seit dem Jubiläumsjahr in Albertshofen überall begegnet.
Wörtlich zitiere ich aus den Jugendjahren von Albert Hofer:
1882.“ Es war ein ganz verhängnisvolles Jahr. Am 30. Mai verwüstete ein schlimmes Hagelwetter das Maintal und richtete große Schäden an Feldern und Gebäuden an. Die Schossen fielen so groß wie eine Faust. Es war ein grausiger Anblick. An Überschwemmungen fehlte es nicht. Es liefen die Brunnen über. Die Not war unbeschreiblich.“ Diese Naturereignisse von 1882 waren so bedeutend, dass sie sogar von ihrem damaligen Vorgänger Herr Pfarrer Gölkel in den Urkunden der Kirchturmkugel so niedergeschrieben wurden.
weiter wörtlich:
„1884 war ein sehr dürres Jahr. Es gab sehr wenig dürres Futter, sehr wenig Obst, aber einen sehr guten Most.
1885 war noch trockener als 1884, es versiegten viele Brunnen.
1893 gab es eine große Dürre, aber einen guten Most.“
Als. A. H. nach seiner 2-jährigen Militärzeit wieder heimkommt, sind die Weinberge bis auf kleine Flächen fast verschwunden. Krankheiten am Rebstock und vor allem die 1902 erstmals in Franken entdeckte Reblaus in Sickershausen waren dafür verantwortlich.
Die Obstbäume, vor über 100 Jahren gab es hier ca. 30.000 Stück, wurden zur Hauptnahrungsquelle. In über 70 Familien wurden die Prünellen, das waren entsteinte, getrocknete Pflaumen hergestellt. Sie wurden über jüdische Händler bis nach Holland und in die USA exportiert. Der auf kleinen Parzellen betriebene Gemüseanbau brachte vor allem in den etwas feuchteren Jahren gute Einkünfte.
Es ist die Zeit um 1904/1905 wieder wörtlich:
„Die Jahre 1904 und 05 bleiben im Gedächtnis durch die große Dürre vom Frühjahr bis zum Herbst. Die Gärtner hatten überhaupt einen schweren Stand, weil durch die Tieferlegung des Mainstroms durch die Mainkuh und die große Dürre die Brunnen versiegten. Man war gezwungen unter großer Mühe und Kosten Bohrungen vorzunehmen und Motorpumpen einzusetzen.
Unter Motoren verstand man die Windmotoren, Windmühlen die das Wasser förderten, bzw. Heißluftmotoren die durch eine Kohlenheizung betrieben wurden. Vorher, im 19. Jahrh. wurden Schöpfbrunnen, bzw. Göpel mit Ochsenzug betrieben.
Mit viel Einsatz wurden von A.H diese Jahre gemeistert, ein Aufschwung war im ganzen Ort spürbar und der Ruf nach einer Wasserleitung mit Trinkwasserversorgung wurde immer lauter. Doch dies wurde vom Gemeinderat abgelehnt. Man hoffte auf eine baldige Elektrifizierung des Ortes. Im Protokollbuch des Obst- und Gartenbauvereins steht: „Den ersten Punkt der heutigen Tagesordnung bildete die Einführung der Elektrizität, besonders die Abnahme von Kraft zum Zwecke der Wasserbeschaffung.“
Das Jahrhunderthochwasser 1909 machte A.H. und vielen Einwohnern zu schaffen. Im ganzen Umkreis war Albertshofen mit ca. 80.000 Mark Schaden am stärksten betroffen. Viele mussten sich verschulden. Wer von Viehhändlern abhängig war, wurde gepfändet. Notwendige Kredite waren kaum zu bekommen. Die Gründung der Raiffeisenbank 1910 war unter anderem eine Folge des Hochwassers.
1913, im Jahr der Elektrifizierung, wurden von den hiesigen Gärtnern über 50 Elektro-Motoren zur Wasserversorgung angeschafft. Albert Hofer war einer der ersten. Wörtlich: “Wir bauten unseren Windmotor ab und bekamen einen Elektromotor zum Wasserpumpen. Dies kostete mit Rohrleitung ca. 3.000 Mark“. (Damals sicher ein kleines Vermögen).
Doch auch diese Lösung genügte bald nicht mehr den Ansprüchen. Wiederholter Stromausfall und häufige Reparaturen der Antriebsriemen und Motoren hemmten die notwendige kontinuierliche Wasserversorgung der Kulturanlagen.
Weiter wörtlich: „Nach dem 1. Weltkrieg speziell 1918, 1919, 1921 waren sehr dürre Jahre. Auch der Wasserstand des Mains war so niedrig, dass die sog. Hungersteine zum Vorschein kamen. In der Gärtnerei (also auf den kleinen bewässerbaren Flächen), wurde „sehr viel Geld verdient“. 1921“ Das ganze Oberdorf war ohne Wasser. Der Sommer war für das Vieh zum Verzweifeln. Die Wiesen waren nach der Heuernte durch die Sonnenglut förmlich verbrannt“.
Durch private Tiefbohrungen versuchte A.H. neben einigen anderen Gärtnern weitere Anbauflächen zu erschließen, doch die Kosten, damals ca. 5000 Mark für 1 Brunnen waren nicht finanzierbar und führten auch dazu, dass benachbarte Brunnen angezapft wurden und teilweise versiegten.
Nach dem 1. Weltkrieg ging die Prünellenherstellung zu Ende, die in den Wintermonaten für ein erhebliches Einkommen sorgte. Man versuchte mit den vorhandenen bescheidenen Mitteln, den Gemüseanbau auszuweiten, aber man war ohne Wasserversorgung am Ende der Entwicklung angelangt. Der Pfefferminzanbau sorgte für neue Erwerbsmöglichkeiten. A.H., mit einigen Pfefferminzfechsern aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrend, war einer der Pioniere bei der Einführung dieser neuen Kultur.
Der Ruf nach einer Wasserleitung vor allem nach der katastrophalen Inflationszeit wurde immer lauter. Auch beim Bau der ersten Treibhäuser ab 1926 war A.H. einer der Ersten. In der Zeit fuhren über 80 Gärtnerfrauen mit 2 Omnibussen auf dem Würzburger Markt. Um den Obst - und Gemüse- Absatz zu sichern, wurde 1929 die Großmarkthalle gegründet.
Vom Winter 1929/1930 möchte ich wieder wörtlich zitieren:
„Die Kälte steigerte sich im Januar und Februar bis über 30 Grad unter Null. Die meisten Obstbäume vor allem Zwetschgen erfroren. In der Nacht war das Auseinanderbersten der Bäume, Gewehrschüssen gleich, im ganzen Dorf zu hören. Menschen und Vieh mussten schwer leiden. In den Ställen und Kellern musste geheizt werden um das Vieh am Leben zu halten. Es war ein Naturschauspiel wie sich bei dem einsetzenden Tauwetter die Eisberge meterhoch auftürmten. Frühobst und Äpfel gab es keine. In unserer Gemeinde ist das ein halber Ruin. Das ganze Dorf brannte im Winter Schnaps um leben zu können und es ist eine Geldknappheit, was noch nie zu verzeichnen war. Sämtliche Vereine beschlossen keine Vergnügen (also Festlichkeiten) zu halten.“
Können wir uns heute, können Sie sich diese dramatische Situation im Ort mit dieser Beschreibung vorstellen? In Gesprächen mit älteren Mitbürgern, wurde mir immer wieder von dem lauten Knallartigen Geräusch beim Auseinanderplatzen der bereits im ersten Saft stehenden Obstbäume berichtet. Dieses Knallen muss wie Herzstiche gewirkt haben.
A. H. jetzt knapp 50 Jahre alt, stand nach der Umstellung vom Weinbau zum Obstanbau, nach Wegfall der Prünellenherstellung, nach Weltkrieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise zusammen mit den meisten Einwohnern vor einem weiteren Wendepunkt.
Warten bis neue Obstbäume in Ertrag standen war nicht möglich. Es musste gehandelt werden, der Ausbau der Gemüseflächen war die einzige Möglichkeit. Alle mussten jetzt gemeinsam anpacken, für Bedenkenträger war keine Zeit. Die Wasserleitung musste jetzt kommen und vor allem musste es jetzt schnell passieren:
Angepackt wurde das Projekt vor allem durch unseren Gründungsvorstand, dem Sternwirt Konrad Hofmann, der sich schon einige Zeit mit den technischen Möglichkeiten einer Wasserversorgung beschäftigte.
Am 24.1.1930 erfolgte die Gründung der Bewässerungsgenossenschaft GmbH Albertshofen. 64 Gründungsmitglieder waren am 1.2.1930 eingetragen.
In den Vorstand wurden gewählt; Konrad Hofmann als Vorsitzender, Andreas Busigel I, Andreas Busigel III, Valentin Neubert und Leonhard Gernert. Als Aufsichtsrat wurde bestellt Michael Sattes als Vorsitzender, Georg Uhl, Kaspar Uhl III, Georg Will und Heinrich Wenkheimer. Wasserwart wurde Fritz Höhn, Vereinsdiener Andreas Uhl und Vorstandsmitglied Andreas Busigel III übernahm, ohne Vergütung die Kassenverwaltung.
Man beschloss den Plan von Regierungsbaumeister Hannwacker mit folgendem Kostenvoranschlag auszuführen:
ca. 3000 Meter Holzrohrleitung für rund 42.000 M
3 / 68 PS Dieselmotoren mit Pumpen für rund 23.000 M
Die Holzrohre wählte man aus Kostengründen. Eisenrohre wären rund 100.000 Mark teurer und damit nicht finanzierbar gewesen.
Mit den Bauarbeiten wurde umgehend begonnen. A. H. beteiligte sich, wie alle anderen bei den Ausschachtungsarbeiten mit Pickel und Schaufel. Diese Arbeiten wurden entsprechend bewertet und bei der Abrechnung gutgeschrieben.
Welch zeitlicher Zwang bei der Verwirklichung dieses Projekts vorhanden war, kann man an den Eintragungen im Protokollbuch erahnen.
Nur auszugsweise einige Termine:
12.1 . vorläufiger Arbeitsauschuss 24.1. Gründungsversammlung
31.1. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat 2.2. außerordentlichen Generalversammlung
4.2. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat 21.2. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat
28.2. Mitgliederversammlung 10.3. außerordentlichen Generalversammlung
11.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat 14.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat
17.3. außerordentl. Generalversammlung 23.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat
24.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat 28.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat
30.3. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat 21.4. Sitzung Vorstand und Aufsichtsrat
24.4. außerordentlichen Generalversammlung
In 18 General-Versammlungen und Ausschuss-Sitzungen innerhalb weniger Wochen wurde der Bau auf dem Weg gebracht.
Mitte April begann der eigentliche Wasserleitungsbau. Im Juni floss das erste Wasser. Und das ohne Bagger, keine LKW´s, sondern Schaufel, Pickel und Ochsenfuhrwerke waren die Werkzeuge und Hilfsmittel. Bei so viel Tatendrang fällt einem heute doch sofort der Berliner Flughafen ein – oder ?
Die neue Anlage beregnete 200 Morgen Gartenland mit Mainwasser, dadurch wurde die kostspielige Brunnenerschließung gespart und das für die Gartenkulturen geeignete „temperierte Mainwasser“ konnte verwendet werden. Allerdings wirkten die Verunreinigungen des Mainwassers schädigend auf die Bewässerungseinrichtungen ein.
Ab 1931 wurden je cbm 10 Pf Wassergeld verlangt. Der Geschäftsanteil betrug 300 Mark, musste aber aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten 1934 auf 1200 Mark erhöht werden. Sorgen bereiteten auch die Rohrbrüche und Schäden an der Holzwasserleitung. Der ideenreiche 1. Vorstand und der tüchtige Wasserwart Fritz Höhn konnten sie jedoch immer wieder beheben.
1934 wurde mit Hilfe des Reichsarbeitsdienstes der Hochbehälter mit 240 m3 am Rothberg, der heutige Aussichtspunkt erbaut und in den folgenden Jahren konnten durch den Neulandverein 137 ha neue landwirtschaftliche Flächen durch Waldrodung gewonnen werden.
Nach dem Krieg wurde Michael Höhn als 1. Vorsitzender gewählt und es wurde beschlossen eine neue Eisenrohrleitung, auch für die Versorgung der Gemeinde mit Trinkwasser zu verlegen. Die alte Holzrohrleitung war veraltet und unbrauchbar geworden. In diesen Nachkriegsjahren war die Beschaffung der Eisenrohre auf normalen geschäftlichen Wegen unmöglich. Nur durch den großen Einsatz des 1. Vorstands Michael Höhn und seines Schwagers Kaspar Uhl war es in Zeiten der alten Reichsmark vor der Währungsreform möglich, durch enorme Lieferungen von Gemüse, Obst und Fleisch das notwendige Material von Mannesmann zu bekommen.
Die Grabarbeiten wurden wieder von den Mitgliedern in Tag- und Nachtarbeit durchgeführt. (Auch A.H. beteiligte sich bei den Gemüselieferungen und Grabarbeiten, denn trotz seines Rentenalters muss er durch die Kriegsgefangenschaft seines Sohnes den Betrieb mit der Schwiegertochter weiterführen. 1947 war ebenfalls ein außergewöhnlich trockenes Jahr.)
Im Frühjahr 1948 spendete die Neuanlage erstmals Trinkwasser. Eine außerordentliche Generalversammlung wählte 1948 mit Michael Hofmann – besser bekannt als Annadörla - eine neue Genossenschaftsführung. Die Währungsumstellung erforderte nochmals große Opfer. Der Geschäftsanteil wurde auf 10 DM abgewertet. Jedes neue Mitglied musste für 1300 DM Anteile erwerben. 1955 hatte die Genossenschaft bereits 233 Mitglieder mit 663 Anschlüssen.
Mit einer 50 kg Sprengladung musste im März 1959 die Quelle am Tännig freigesprengt werden, weil man bei den Bohrarbeiten auf eine Kalkschicht kam. Das Wasser schoss dabei ca 35 Meter hoch. Die Bohrungen wurden von dem bekannten Bohrmeister Michael Will durchgeführt. Daher auch sein Spitzname, der Brunnabohrers-Michl.
Mit diesem Brunnenbau am Tännig ab 1958, und 1962 mit dem Bau des Maschinenhauses wurde eine separate neue Trinkwasserversorgung mit einem Kostenaufwand von 1 Million DM erschlossen. 1962 wurde eine private Brunnengemeinschaft am Birkensee gebildet, die später in den Verband übernommen wurde.
Der Ruf nach Erweiterung des Beregnungsgebietes wurde immer lauter. Die Motorisierung und Technisierung in der Gärtnerei ging rasch vorwärts. Im mittlerweile betagten Alter muss A. H. mit ansehen, wie das Vieh vom Hof verschwindet – die Traktoren haben die Arbeit übernommen. Auch der Pfefferminzanbau, mit teilweise über 30 ha Anbaufläche hat seine Bedeutung verloren.
In den 60er Jahren wurden die Gemüseflächen weiter ausgeweitet, die Bewässerung erfolgte unter großen Anstrengungen und Plage. Auf den Feldern, z. B. am Bürgerholz in der Nähe des heutigen Postfrachtzentrums wurden fliegende Leitungen von privaten Brunnen am Tännig über große Entfernungen die ganze Nacht über bis zur Langen Wiese verlegt um bewässern zu können.
Mit Fässern brachte man das Wasser auf die Äcker, die Pflanzen wurden nach dem Ansetzen einzeln angegossen. Der Rodenbach wurde mit Dammbauten aufgestaut und Traktorpumpen zur Bewässerung eingesetzt. Für uns Buben war das Damm bauen im Bach ein El-Dorado-. Für die Gärtner, für A. H. ein immenser Arbeitsaufwand. Denn auch diese Methode führte zu großen Problemen, wo gestaut wurde, war unterhalb Richtung Etwashausen natürlich kein Wasser mehr. Ich möchte heute nicht von „Sabotage“ reden, wenn da nachts ein Damm plötzlich wieder Wasser abgab, aber der Spruch: „dem anderen das Wasser abgraben“, fand hier seine wahre Bedeutung.
Beschwerlich waren die Umstände auch bei der Beregnung am Rothberg Richtung Autobahn. Man musste im Stundentakt, nach einem genauen Einsatzplan die oft nur Handtuchgroßen Flächen, nacheinander per Hand ein- und ausschalten. 11 Uhr abends einschalten 12 Uhr ausschalten, 1 Uhr Nachts nächste Fläche, 3 Uhr Nachts das gleiche Spiel, an Schlafen war in Trockenzeiten fast nicht zu denken. Aber die Gartenwirtschaften waren gut besucht, ganze Wasserstammtische waren hier versammelt um die Wartezeiten zu überbrücken (wobei mit Wasser jetzt nicht das Getränk gemeint war)
Durch die Flurbereinigung und den weiteren Erweiterungsprojekten der Brauchwasserversorgung wurde hier Abhilfe geschaffen. Ab 1967 wurde das Maschinenhaus 3 Birkensee mit einem Speicherbecken von 14.000 m3 Fassungsvermögen für den Bereich Klosterforst errichtet. das Maschinenhaus 4 am Herrgottsweg wurde 1972 für das Beregnungsgebiet Mainleite gebaut.
Im hohen betagten Alter endet das von viel Veränderungen gekennzeichnete Arbeitsleben A. H. und seine Aufzeichnungen. Lassen wir uns von seiner Tatkraft, dem entschlossenen Handeln und auch von seinem tiefen Gottvertrauen in den notwendigen Wandel leiten, die Herausforderungen unserer heutigen globalisierten Zeit anzunehmen.
Durch den Bau des Steuerhauses für das Beregnungsgebiet Rodenbach ab 1978 erfolgte die Erweiterung der Beregnungsfläche auf fast 500 ha.
Nach fast 30 Jahren an der Spitze des Verbandes übergab 1977 der langjährige, durchsetzungskräftige Vorstand Michael Hofmann die Führung an Hermann Rügamer, der schon vorher als 2. Vorstand und Projektleiter bei den Baumaßnahmen eingebunden war.
Durch seinen plötzlichen und viel zu frühen Tod 1980 verloren wir einen tatkräftigen Motor an der Spitze unseres Unternehmens. Bei der darauffolgenden Wahl wurde Herbert Köhler von den Mitgliedern mit der Führung des Verbandes beauftragt. 25 Jahre war Herbert Köhler als 1. Vorstand mit Sachkompetenz und großer menschlicher Ausstrahlung gegenüber Behörden, Geschäftspartnern, Mitgliedern, Mitarbeitern und Vorstandskollegen, für die Trink- und Brauchwasserversorgung der Gemeinde Albertshofen verantwortlich. Und in seinem Sinne und dem gleichen Engagement und Weitblick wird der Verband seitdem bis heute von Erich Wenkheimer geführt. Dafür von dieser Stelle aus – Herzlichen Dank.
In den letzten Jahren wurde neben der Sanierung der Trinkwasserleitung im Ortsnetz, dem Neubau der Trinkwasserversorgung am Rothberg und dem Niederbringen von Probebohrungen und Messstellen, die Renovierung der Brauchwasserbrunnen und die Modernisierung im Maschinenhaus am Birkensee mit erheblichen Kosten durchgeführt.
Auch bei der Wasserleitung kann es brennen – so sorgte der Pumphausbrand 1998 für einige Aufregung.
Natürlich sind nicht alle Tätigkeiten des Verbandes durch seine eigenen Überlegungen und Planungen bestimmt. Vorgaben des Wasserwirtschaftsamts EU-Vorschriften usw. fordern den Verband ständig. Bei Bauvorhaben, vor allem bei den Kanal- und Straßenbaumaßnahmen besteht eine fast schon sklavische Abhängigkeit des Verbands von der politischen Gemeinde.
Der Verband ist sich aber von Anfang an seiner Verantwortung bei der Übernahme der gemeindlichen Aufgabe der Trinkwasserversorgung bewusst; dies wird durch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde dokumentiert. Wir denken, dass unsere Arbeit von der Gemeinde und von unserem Bürgermeister Horst Reuther die entsprechende Unterstützung findet.
Ist doch nicht nur viel Arbeit ehrenamtlich ausgegliedert, sondern auch eine Summe von annähernd 200,- Euro pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde im Schattenhaushalt des Verbandes versteckt.
Trotz der Kosten, die wir - ob linke Tasche oder rechte Tasche - in der Gemeinde und im WBV schultern müssen, ist es ungemein wichtig, dass wir unsere Eigenständigkeit erhalten können. Unsere Wasserleitung darf niemals in die Hände von irgendwelchen Versorgungskonzernen geraten, die nur die eigene Profitgier und das shareholder-value Prinzip im Sinn haben.
Ich danke für die Aufmerksamkeit © Lorenz Hofmann
Wasserbeschaffungsverband Albertshofen
- Körperschaft des öffentlichen Rechts -
Herrgottsweg 14, 97320 Albertshofen
Telefon: 09321 / 313 77
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